Paprika vermehren: Samengärtner verrät, wie du Saatgut gewinnst

Eine Hand mit hellrosa Nägeln streut gelbe Paprikasamen auf frische, dunkle Erde im Garten.
Hast du Paprika oder Chilis im Garten, dann kannst du auch ganz einfach dein eigenes Saatgut produzieren.
© spyrakot / stock.adobe.com

Du kannst deine Paprika und Chilis ganz einfach selbst vermehren. So gewinnst du dein eigenes Saatgut.

Wenn sich in meinem Garten die Paprika und Chilis in ihrer ganzen Farbvielfalt zeigen, dann ist es bunter als im angrenzenden Blumenbeet. Mich fasziniert die Bandbreite an unterschiedlichen Aromen, Formen und Farben von Paprika und Chilis. Deshalb habe ich mich auch der Erhaltung dieser Sortenvielfalt verschrieben. Du kannst auch ganz einfach Saatgut deiner Lieblingssorten selbst produzieren. 

Welche Paprika- und Chilisorten lassen sich vermehren?

Möchtest du wieder die gleiche Paprika herausbekommen, die du auch gepflanzt hast, dann achte darauf, dass du samenfeste Sorten verwendest. Sogenannte F1-Hybride (auf der Saatgut-Verpackung mit einem F1 gekennzeichnet), sind keine Sorten, die sich durch Saatgut nachbauen lassen. Dort würde eine andere Paprika herauskommen, wenn du von diesen Paprika Saatgut nimmst. 

Hast du eine samenfeste Sorte, dann kannst du davon ganz einfach Saatgut nehmen. 

Wann ist Paprika-Saatgut reif?

Du erkennst die Reife daran, dass die Früchte ihre Farbe verändern. Wenn die grünen Schoten von Paprika oder Chili sich langsam in leuchtendes Rot, Gelb oder sogar Orange verwandeln, dann weißt du, dass die Samen darin bald goldgelb und damit reif sein werden.

Allerdings musst du aufpassen: Denn nicht jede sortentypische Farbe ist auch die endgültig ausgereifte Farbe. Viele Sorten reifen nämlich, auch wenn der Name "Purple", "Lila" oder andere Farben enthält, in roter Farbe aus. Lass im Zweifel lieber mal eine Frucht länger hängen, wird sie langsam weich, dann kannst du sicher sein, sie ist reif.  Genau dann ist der richtige Zeitpunkt gekommen, um sie zu ernten.

Doch Vorsicht: Nicht jede Frucht ist geeignet, Saatgut zu liefern. Nur gesundes und frisches Gemüse verwenden – faulige Früchte gehören direkt auf den Kompost.

So erntest du Paprika-Saatgut

Sobald die Schoten ausgewählt sind, geht es ans Eingemachte. Mit ein wenig Fingerspitzengefühl oder einem Löffel lassen sich die Samen ganz einfach aus dem Fruchtboden und von der Plazenta (der helle Teil, im Inneren der Paprika, der die Samen enthält) abschaben.

Das ist vielleicht nicht die sauberste Arbeit, aber Paprika-Saatgut zu gewinnen, hat etwas Meditatives. Dabei entfernt man auch gleich die kleinen Verunreinigungen, die sich gerne mal zwischen den Samen verstecken. Ich packe die Samen anschließend auf Backpapier und lass sie gut durchtrocknen. 

Vorsicht bei der Chili-Saatgut-Ernte

Hier ein kleiner, aber wichtiger Hinweis für alle, die gerne mit scharfen Chilis arbeiten: Unterschätze niemals die Schärfe! Gummihandschuhe sind eine hervorragende Idee. Die Schärfe an deinen Händen lässt sich nämlich nicht einfach mit Wasser und Seife abwaschen.

Glaub jemanden, der sich nicht nur einmal damit in die Augen gefasst hat, es ist sehr unangenehm. Also geh lieber auf Nummer sicher. Hast du doch einmal etwas Capsaicin (so heißt der Stoff, der für die Schärfe zuständig ist) an die Finger bekommen, wasch es mit Speiseöl und dann mit Wasser und Seife ab.

Tipp vom Redakteur: Die Schärfe der Paprika und Chili liegt vorwiegend in der sogenannten Plazenta. Entfernst du diese komplett, dann ist der Rest der Frucht deutlich milder. 

Paprika vermehren: Saatgut-Trick der Profis

Nun stellt sich die Frage: Welche Samen sind die besten? Hier kommt ein einfacher, aber effektiver Trick ins Spiel. Nimm ein Gefäß mit Wasser und gib die frisch geernteten Samen hinein. Die leichten, tauben (also kaum keimfähigen) Samen bleiben oben auf der Wasseroberfläche, während die kräftigeren und keimfähigen Samen zu Boden sinken. Eine natürliche Selektion, die ganz ohne viel Aufwand auskommt – und irgendwie macht es auch Spaß, den kleinen Samen dabei zuzusehen.

Paprika-Saatgut: Deine Lieblingssorten weiterentwickeln

Ein weiterer wichtiger Schritt bei der Samengewinnung ist die Selektion der Früchte. Die Natur zeigt uns immer wieder, dass nicht alle Pflanzen gleich stark sind. Deshalb lohnt es sich, besonders kräftige, gesunde und ertragreiche Pflanzen für die Saatgutgewinnung auszusuchen. Man wählt die Früchte von den Pflanzen, die sich durch besondere Eigenschaften auszeichnen, wie zum Beispiel eine gute Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten oder besonders große, schmackhafte Früchte. So stellt man sicher, dass auch die nächste Generation diese positiven Merkmale weiterträgt.

Diese sorgfältige Selektion zahlt sich aus: Mit jedem Jahr wird der eigene Saatgutvorrat ein wenig besser, ein wenig widerstandsfähiger und noch besser an die Bedingungen des eigenen Gartens angepasst. In ein paar Jahren hast du somit deine Lieblingssorte weiterentwickelt und verbessert. 

Zwischendurch musst du aber das Genmaterial deiner Pflanzen auch auffrischen, dazu baust du alle drei Jahre mehrere Pflanzen deiner ausgewählten Sorte an und nimmst Saatgut von unterschiedlichen Pflanzen deiner Sorte. Machst du das nicht und nimmst immer nur von einer oder zwei Pflanzen Saatgut, kann es mit der Zeit zu einer sogenannten Inzuchtdepression kommen. Das bedeutet, deine Pflanzen werden schwächer, kränklicher und verkümmert.

Die Selektion ist der Unterschied zwischen einfach nur Samen zu ernten und wirklich bewusstes, nachhaltiges Gärtnern zu betreiben. Man lernt, auf die kleinen Details zu achten und setzt sich intensiv mit seinen Pflanzen auseinander.

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