Tomaten ausgeizen: Diesen Fehler solltest du vermeiden

Eine Tomate mit den ersten Geiztrieben, die gerade mit einer orangenen Schere abgeschnitten werden
Müssen Geiztriebe und Blätter wirklich bei Tomaten entfernt werden? Der Geschmack deiner Tomaten gibt dir eine eindeutige Antwort.
© Mattias Nemeth

Muss man bei Tomaten wirklich Triebe und Blätter entfernen, sie also ausgeizen? Als Tomaten-Züchter erkläre ich euch, warum das den Geschmack verschlechtern kann.

Tomaten richtig ausgeizen

Wenn du dich mit der Pflege von Tomaten beschäftigst, hast du bestimmt schon den Begriff „Ausgeizen“ gehört. Das Ausgeizen bezeichnet das Entfernen überflüssiger Seitentriebe aus den Blattachseln der Pflanzen.

Diese Methode sorgt dafür, dass die Pflanze ihre Energie nicht in die Entwicklung der sogenannten Geiztriebe investiert, sondern stattdessen in die Fruchtbildung. Wenn die Geiztriebe noch klein sind, kannst du sie einfach mit den Fingern herausbrechen. Bei größeren Trieben solltest du jedoch ein scharfes Messer oder eine Schere verwenden.

Ein Tomaten-Geiztrieb im Sonnenschein.  | © Mattias Nemeth
Geiztriebe sind leicht zu erkennen. Sie wachsen in der Mitte der Blattachseln
Foto: Mattias Nemeth

Experte klärt Irrglauben über Tomaten-Ausgeizen auf

Was habe ich nicht schon alles über das Ausgeizen von Tomaten gelesen! Die meistverbreitete Falschinformation ist, dass alle Tomaten ausgegeizt werden müssen. (Mit Ausgeizen ist gemeint, dass du den mittleren Trieb in einer Blattachsel ausbrichst.) Also muss man Tomaten nicht ausgeizen? 

Je nachdem, welchen Profi du fragst, bekommst du hier eine andere Antwort. Der bekannte Tomatenbauer Erich Stekovics rät etwa komplett vom Ausgeizen ab, da es die Pflanze verletzt. 

Wieder andere Tomatengärtner*innen schwören vor allem in feuchten Jahren auf ein radikales Ausgeizen und zusätzliches Auslichten der Blätter. 

Doch was ist nun richtig? Hast du ein trockenes Klima und sehr viel Platz, dann kannst du mehr Abstand zwischen den Tomaten lassen und sie so platzieren, dass sie genug Luft zwischen die Blätter bekommen. Wenn du das machst, musst du tatsächlich nicht ausgeizen. 

Nur zwei bestimmte Formen von Tomaten sollte ausgegeizt werden, denn bei einigen, ist es kontraproduktiv. 

 

Welche Tomaten-Sorten ausgeizen?

Tatsächlich werden nämlich Tomaten-Sorten, die zu den Micro-Dwarf-Tomaten, den Wildtomaten oder den Buschtomaten zählen, nicht ausgegeizt. Nur Stabtomaten und Zwerg- bzw. Stocktomaten werden ausgegeizt. 

Busch- und Wildtomaten können aber leicht ausgelichtet werden. Also ein paar wenige Blätter, die zu dicht stehen, können entfernt werden.

Bei anhaltend feuchten Wetter, kann es sinnvoll sein, mehr auszugeizen, beziehungsweise mehr auszulichten. Damit die Blätter durch eine bessere Belüftung der Pflanze leichter wieder abtrocknen können. 

Achtung: Tomaten Ausgeizen schadet dem Geschmack

Du solltest aber nicht zu viele Blätter entfernen und vielleicht auch nicht immer sofort jeden Geiztrieb. Denn tatsächlich braucht die Tomatenpflanze die Blätter für die Fotosynthese. Mit zu wenig Blättern können die Pflanzen nicht mehr so viele und auch nicht mehr so große Früchte entwickeln.

Außerdem wird der Geschmack der Tomaten schlechter, da sie nicht mehr so viel Süße in die Früchte stecken kann. Auch die Nährstoffversorgung kann dadurch gestört werden und es kommt schneller zum sogenannten Grünkragen.

Ohne Blätter, kein Zucker in Tomaten

Ich gebe Erich Stekovics insoweit recht, als sich die Natur schon etwas dabei gedacht hat, die Pflanze so zu gestalten, wie sie ist. Natürlich hängt das Aroma deiner Tomaten von vielen Faktoren ab: Boden, Nährstoffe und Mikroklima deines Gartens. Doch auch von der Anzahl der Blätter.

Tomaten benötigen ihre Blätter, um aus Kohlendioxid und Wasser Zucker und Sauerstoff herzustellen. Somit führt das zu eifrige Blattentfernen dazu, dass der Tomatenpflanze die Kraft fehlt, um ihre Früchte optimal ausreifen zu lassen. Das wiederum führt zum fehlenden Tomatenaroma. 

Aber das ist immer noch nicht alles. Die Blätter spielen nämlich auch eine wichtige Rolle bei der Verteilung von Wasser und Nährstoffen, was die Qualität der Früchte noch zusätzlich verschlechtern kann.

Also kannst du dir ein bisschen Arbeit und Zeit sparen. Als Belohnung bekommst du köstlichere Tomaten.

Tomaten ausgeizen: Die Ausnahme bestätigt die Regel

Ist es also jetzt ganz einfach und Tomaten müssen nicht ausgegeizt werden? Nein. Wie bereits erwähnt: Stabtomaten und Zwergtomaten sollten schon ausgegeizt werden. Allerdings lasse ich den ein oder anderen Geiztrieb stehen. Das hat den Vorteil, dass ich einen Ersatz habe oder mir am Anfang der Saison einen Steckling ziehen kann, wenn ein Trieb abbricht.

Außerdem sollten die untersten Blätter und Triebe entfernt werden. Denn diese wachsen und haben dann immer wieder mal Bodenkontakt. Dies entferne ich regelmäßig. 

Blätter entferne ich auch regelmäßig. Nämlich die, die Flecken, Schädlingsspuren oder sonstige Schad- oder Krankheitsbilder zeigen. Das kann ich ganz konsequent machen, weil ich die gesunden Blätter nur bei viel zu dichten Wuchs oder dauerhaft feuchten Wetter auslichte und auch dann nur sehr sparsam.

Tomaten ausgeizen: Am Ende der Saison ändert sich alles

Ich hoffe, du verträgst noch eine weitere Ausnahme. Denn am Ende der Saison, wenn die letzten Blüten bereits zu Fruchtansätzen geworden sind, dann kannst du radikal Blätter (aber bitte nicht komplett) entfernen. Das hat den Hintergrund, dass die Pflanze dann ihre letzte Kraft mehr in das Ausreifen der Früchte stecken kann. Ich mache das ab Ende September/Anfang Oktober. Es sollte aber für jeden Fruchtstand mindestens ein Trieb mit Blättern stehen bleiben.

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