Gärtnern für Faule: So machst du aus Unkraut ein Bienenparadies

Eine Biene sammelt Nektar auf einer gelben Löwenzahnblüte vor einer hellen Steinwand im Sonnenschein.
Die meisten Unkräuter sind eigentlich wichtige Futterpflanzen für Bienen oder sogar die Kinderstube für Schmetterlinge.
© Mattias Nemeth

Gemütlich zum Naturgarten: Unkräuter, die Bienen glücklich machen. Weniger Jäten ist gut für die Umwelt.

Ach, die Liebe zu unseren Gärten. Wir hacken, jäten und pflanzen, immer auf der Suche nach dem perfekten grünen Paradies. Gut, manche mehr als andere. Nicht umsonst wird mein Garten auch Reihenhausdschungel genannt. Aber meine Nachbarn - ja, die kämpfen noch mit der Harke und ärgern sich über jedes neue Unkraut. Sie haben noch nicht erkannt, dass diese hartnäckigen Pflanzen gar keine Störenfriede sind. Tatsächlich könnten viele der als Unkräuter denunzierten Pflanzen tatsächlich die heimlichen Helden unseres Gartens sein. Insbesondere, wenn es um meine summenden Freunde, die Bienen, geht. 

Deshalb ist so manches in meinem Garten zu finden, was andere herausreißen würden. Ich erkläre dir mal, wie einfach Umweltschutz für Faule ist und was du einfach wachsen lassen kannst:

Löwenzahn: Der hartnäckige Honiglieferant

Löwenzahn ist Teil meiner Kindheit und damit meine ich nicht nur den lustigen Mann im blauen Bauwagen. Vor allem meine ich Pusteblumen. Ich glaube, jedes Kind ist danach verrückt, die kleinen Fallschirme des verblühten Löwenzahns über den englischen Rasen seiner Eltern und Nachbarn fliegen zu lassen. Ich bin da keine Ausnahme, auch wenn es bei uns damals zum Glück keinen englischen Rasen gab, sondern eben viel Wildnis und Löwenzahn.

Ich muss aber gestehen: Ich jäte jedes Jahr aufs Neue, um mit viel Schweiß und manchmal einem Ticken Verzweiflung, den Löwenzahn aus dem Gewächshaus zu bekommen. Denn er wächst in jeder Ritze, sogar zwischen Gewächshausmetall und Fundament. Aber abgesehen davon ist der Löwenzahn überall in meinem Garten ein gern gesehener Gast.  Da dürfen auch Pusteblumen entstehen und sich verbreiten. Denn er ist eine wichtige Nektarquelle für Bienen. Seine leuchtend gelben Blüten locken die kleinen Bestäuber von März bis Juni an und versorgen sie mit wertvollen Nährstoffen und füllen damit meinen Bienenstock mit leckerem Honig.

Giersch: Der Albtraum aller Gärtner

Giersch ist nervig. Da habe ich volles Verständnis. Ich bin dieser Pflanze auch nicht wohlgesonnen und da können noch so viele Gartenmagazine schreiben, wie lecker er ist. Wildkräuter sind klasse, aber ich finde, Giersch schmeckt greislich. Aber er bietet nicht nur Bienen, sondern auch anderen Insekten wertvolle Nahrung. So fressen ihn die Schnecken, bevor sie sich über mein Gemüse hermachen. Und die Blüten locken Bienen, Hummeln und Schmetterlinge an. Was nicht bedeutet, dass ich mit Giersch meinen Frieden geschlossen habe, aber wenn er blüht, kann ich mittlerweile kurzzeitig vergessen, dass er meinen ganzen Garten überwuchert – aber wirklich nur kurz. 

Brennessel: Heilpflanze, Gewürz, Schmetterlings-Pflanze

Nach dem Giersch-Thema brauche ich etwas Positives, reden wir also über Brennnesseln. Ich liebe Brennnessel. Gut, mal abgesehen von den Momenten, in denen ich mich bei der Gartenarbeit wortwörtlich aus Versehen in die Nesseln setze. Aber ansonsten bin ich ein großer Fan. Spätestens seit meinem Garten mal überrannt wurde von den schwarzen Raupen des Tagpfauenauges, überlege ich mir bei jeder Brennnesselpflanze dreimal, ob die weg muss. Denn die Brennnessel ist eine Kinderstube für sehr viele Raupen und damit Schmetterlinge, die im Sommer dann durch meinen Garten flattern. Aber auch Bienen schätzen seine unscheinbaren Blüten. Aber ich esse auch sehr gerne Brennnesseln. Vor allem die Samen als Gewürz auf meinem Brot oder die jungen Blätter im Salat. Köstlich und sehr gesund. Brennnesseln sind eine wahre Vitaminbombe und sogar ein wichtiger Heiltee. Da nehme ich es gerne in Kauf, dass ich gelegentlich, mir die Finger an ihm verbrenne.

Klee: Der unterschätzte Rasendünger

Klee ist oft als Unkraut verschrien, doch er ist ein wertvoller Helfer im Garten. Seine Blüten sind ein Festmahl für Bienen, und seine Fähigkeit, Stickstoff im Boden zu binden, verbessert die Bodenqualität. Klee in der Wiese sorgt nicht nur für glückliche Bienen, sondern auch für gesündere Pflanzen (unter anderem auch Gras) rundherum. Also sogar für Rasenfans ein Muss. 

Fazit: Unkraut oder Bienenheld?

Vielleicht sollten wir unsere Einstellung gegenüber Unkräutern überdenken. Sie mögen lästig sein, aber sie leisten auch wertvolle Dienste für die Natur – und für unsere Bienen. Das nächste Mal, wenn du mit der Harke bewaffnet in den Garten ziehst, erinnere dich daran: Diese kleinen Störenfriede könnten die heimlichen Helden sein, die deinen Garten in ein summendes Paradies verwandeln.

Warum also nicht einen Teil des Gartens den Unkräutern überlassen? Du wirst mit einem lebendigen, bienenfreundlichen Garten belohnt. Und selbst in einem Unkraut-Garten gibt es Platz für einen Liegestuhl, in dem du dem Summen der Bienen lauschen kannst. Falls dein Nachbar denkt, du bist faul, sag ihm einfach, du rettest gerade die Natur. 

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